25 Jahre „Hilf-Mit!“-Verein in diesem Jahr hätte Anlass für schöne Feierlichkeiten und sonstige Aktivitäten gegeben – schade, aber Covid-19 lässt keine Feierlichkeiten und öffentlichen Aktivitäten zu. Wir sprachen über den Verein mit dem 1. Vorsitzenden Christian Erhorn, Geschäftsführer der Saarbrücker Zeitung, und Eva Scherer, Leiterin des Tagesgeschäfts und gute Fee von „Hilf-Mit!“.

Zeitung, der jetzt 25 Jahre jung ist. Und sie bitten alle Menschen im Saarland, weiterhin
die Bedürftigen zu unterstützen. FOTO: OLIVER DIETZE
Wie würden Sie den Verein in wenigen Worten beschreiben, und was bedeutet das Engagement für Ihr Unternehmen?
Christian Erhorn „Hilf-Mit!“ wurde vor über 40 Jahren als Hilfsorganisation aus der Erkenntnis heraus gegründet, dass die Saarbrücker Zeitung aufgrund ihrer Breitenwirkung und ihrer hohen Bekanntheit und Verlässlichkeit in der Lage ist, unverschuldet in Not geratene Mitmenschen aus dem Saarland zu unterstützen. Der Verein, sein Vorstand und seine Mitglieder fördern dieses Ziel mit hohem Engagement und können dabei auf den Rückhalt der SZ aber auch in der saarländischen Bevölkerung, ihren Vereinen und Unternehmen zählen.
Eva Scherer Wir bekommen Spenden von Privatpersonen und Unternehmen, die SZ übernimmt sämtliche Aufwendungen und stellt damit sicher, dass alle Spenden zu 100 Prozent den Notleidenden zugutekommen.
Erhorn Für die SZ bedeutet dies nicht nur als Zeitung wahrgenommen zu werden, sondern auch als unterstützende Organisation. „Hilf-Mit!“ unterstützt als starke Marke die positive Wahrnehmung unseres Hauses.
Wie kam es zu der Vereinsgründung?
Erhorn Die Aktion wurde 1973 ins Leben gerufen und war damals eine reine Weihnachtsaktion, die sich im Laufe der Jahre zu einer Ganzjahresaktion entwickelte. 1995 gab es eine organisatorische Veränderung. „Hilf-Mit!“ wurde zur Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben und deren Überprüfungsmöglichkeiten in einen eingetragenen Verein umgewandelt. Seitdem ist der gemeinnützige Verein „Hilf-Mit Saarbrücker Zeitung e.V.“ Träger der Aktion. Dieser bleibt der Tradition und den Richtlinien der Aktion „Hilf-Mit!“ selbstverständlich treu und baut diese aus. Das soziale Engagement der SZ und des Vereins ist unverändert unser Dreh- und Angelpunkt und unser Leitbild.
Worin sehen Sie die wichtigsten Funktionen einer solchen Hilfs-Organisation?
Scherer Unsere wichtigste Funktion ist das schnelle und gezielte Helfen und Unterstützen von in Not geratenen saarländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern und hier häufig auch deren Familien und Kindern. Gerade diese geraten immer unschuldig in solche Situationen und bedürfen vermehrter Aufmerksamkeit. Natürlich agieren wir immer im Rahmen unserer Satzung, dafür können wir aber – anders als staatliche oder konfessionelle Organisationen – durchaus unkonventionell und flexibel handeln.
Erhorn Vorausgesetzt der Vorstand ist von dem Hilfeersuchen überzeugt und wir haben genügend Mittel. Bei der Prüfung wird auch nach Dringlichkeit gewichtet, was oftmals einen Balanceakt darstellt, da mit den Spendengeldern straff gehaushaltet werden muss. In 2020 ist das eine besondere Herausforderung, da ab Frühjahr durch die Corona-Pandemie die Spendeneinnahmen stark rückläufig sind, die Zahl der Anträge und der Notbedürftigkeit jedoch gerade wegen Corona weiter steigt.
Wie wird konkret Hilfe geleistet?
Scherer Man muss zwischen der Einzelfallunterstützung und der Projektförderung unterscheiden. Bei der Einzelfallunterstützung werden in der Regel je nach Situation Gutscheine für einen Elektrofachmarkt, ein Möbelhaus oder ein Bekleidungsgeschäft ausgestellt, zum Beispiel um Ersatz für den im Alltag überaus wichtigen defekten Herd oder Kühlschrank sicherzustellen, das marode Bett auszutauschen oder für behinderte Mitbürger geeignete Matratzen zu beschaffen, Kinder- oder Jugendbetten zur Verfügung zu stellen, um den Kindern ein wenig Behaglichkeit und Würde zu geben oder die zu klein gewordene Kinderbekleidung auszutauschen.
Erhorn Gutscheine sind für uns das wichtigste Instrument, um Missbrauch, davor ist niemand gefeit, in der Verwendung unserer Mittel auszuschließen. Bei der Projektförderung erfolgt die Unterstützung in Form einer Geldzuwendung, die zweckgebunden einzusetzen ist, zum Beispiel zum Ausbau ambulanter Hospizdienste.
Wie kann Unterstützung bei „Hilf-Mit!“ beantragt werden?
Scherer Zur Antragstellung werden verschiedene Unterlagen benötigt, anhand derer der Vorstand entscheidet, wer Unterstützung erhält. Neben unserem Antragsformular brauchen wir eine Empfehlung eines Wohlfahrtsverbands und einen Nachweis über die monatlichen Einkünfte. Besonders freuen wir uns über ein persönliches Schreiben, in dem die Notlage kurz skizziert wird. Dieser Brief kann ausschlaggebend sein. Alle notwendigen Informationen hierzu gibt es zusammengefasst unter
www.hilfmit.saarbruecker-zeitung.de/saarlaender-helfen-saarlaendern/hilfsbeduerftige
Fragen beantworten wir gerne unter Telefon: (06 81) 5 02 30 25 oder auch per Mail an hilfmit@sz-sb.de.
Über die Einzelfall-Hilfe hinaus hat „Hilf-Mit!“ in der jüngsten Vergangenheit institutionelle Förderungen unternommen. Was war der Hintergrund und welche Organisationen haben Sie aus welchen Gründen ausgewählt?
Erhorn Hier sollten wir zwei Förderungsaspekte unterscheiden. Der Vorstand hat vor vielen Jahren eine sehr gute Entscheidung gefällt. Schon immer hatten wir neben Bedürftigen auch Organisationen unterstützt, immer fallweise mit kleineren Beträgen; aber nie konstant und größer gedacht. Uns wurde aber klar, dass gerade gemeinnützige Organisationen eine verlässliche Finanzierung benötigen, um Projekte über einen längeren Zeitraum sicher finanzieren und zu Ende bringen zu können. So haben wir uns entschieden, Organisationen über vier Jahre mit einem fünfstelligen Betrag jährlich zu unterstützen. Das gibt diesen dann Sicherheit und wir bekommen im Gegenzug eine große Dankbarkeit für diese Sicherheit und Konstanz. Aktuell fördern wir die Lebenshilfe Saarland mit 30 000 Euro jährlich. Diese möchte damit zum einen selbsterdachte Projekte der Schüler der Privaten Fachschule für Heilerziehungspflege fördern, zum anderen aber auch Projekte in den Ortsgruppen. Dort geht es vor allem um die Stärkung der Selbstbestimmung und die bessere Miteinbeziehung der Menschen mit Behinderung, auch der Eltern, und natürlich auch um die Förderung der Kreativität, eine besondere Art sich vielfältig auszudrücken. Alle Projekte werden saarlandweit gestreut.
Scherer Der zweite Förderungsaspekt hat mit der verschärften Situation durch Covid-19 zu tun. Viele Bedürftige hatten ab Mitte März zunächst Probleme, sich mit den notwendigen Lebensmitteln einzudecken. Durch Hamsterkäufe waren die Regale teilweise leergefegt, die Tafeln mussten im Rahmen des Lockdowns zur Infektionsvermeidung vorübergehend schließen. Die Versorgungslage der bedürftigen Mitbürger unseres Saarlandes war schon prekär und ernst. Es häuften sich dann die Anfragen von Bedürftigen und Saarländischen Tafeln, ob wir durch die Ausgabe von Lebensmittelgutscheinen unterstützen könnten. Daraufhin haben wir im April entschieden, eine Vielzahl Saarländischer Tafeln über das Saarland verteilt mit insgesamt 25 000 Euro zu fördern, damit diese von den Geldern Lebensmittelgutscheine oder – je nach Möglichkeit – auch Grundnahrungsmittel an Bedürftige ausgeben konnten. Das war nicht geplant und hat ein Loch in unsere Kassen gerissen, aber es war sinnvoll, zielgerichtet und hat sehr direkt geholfen.
Welche Einrichtungen fördern Sie regelmäßig?
Erhorn Um nur einige weitere Beispiele zu nennen: den Förderverein Sankt Jakobus und somit Sankt Jakobus Hospiz und Kinderhospiz- und Palliativteam Saar, den Kinderschutzbund Saar, die Wärmestube Saarbrücken, die Tafeln, Projekte der Wohlfahrtsverbände. Generell geht die Hilfe soweit als möglich in jede Ecke und Fläche des Saarlands, wir wollen nicht nur den Regionalverband und die direkte Umgebung fördern. Wir stehen allen Saarländern im gesamten Saarland zur Verfügung.
„Hilf-Mit!“ hat im Jubiläumsjahr wie viele Bereiche des öffentlichen wie des wirtschaftlichen Lebens unter der Corona-Pandemie gelitten und wird womöglich weiterhin davon betroffen sein. Welche Auswirkungen gibt es, und wie gehen Sie damit um?
Scherer Wie schon erwähnt, haben auch wir mit geringeren Spendeneinnahmen zu kämpfen. Das bedeutet zum einen, dass bei der Vergabe von Förderungen aktuell gekürzt werden muss, zum anderen müssen wir möglichst viele Menschen gewinnen, die bereit sind zu spenden, damit „Hilf-Mit!“ seine Aufgaben auch weiterhin vollumfänglich nachkommen kann. Zukünftig wollen wir aber zur Spendengenerierung auch andere und neue Wege gehen, etwa über die sozialen Netzwerke, um mehr jüngere Menschen anzusprechen.
Erhorn Und natürlich hoffen wir, dass dieses Interview uns mehr Aufmerksamkeit bringt und Bürger unseres Bundeslandes veranlasst, uns Spenden zukommen zu lassen. Dafür haben wir auf dieser Seite auch unsere Konten veröffentlicht, damit jeder einfach seinen Beitrag leisten kann. Auch viele kleine Spendenbeiträge helfen vielen Bedürftigen, die sich schon mit wenigen Euro für sie wichtige Bedürfnisse erfüllen können.
25 Jahre im Rückblick, wahrscheinlich gilt es da auch „Danke“ zu sagen? Wer hat sich das verdient?
Erhorn Ein herzliches Dankeschön geht vor allem an die vielen – teils langjährigen – Unterstützerinnen und Unterstützer von „Hilf-Mit!“, die mit ihren Spenden unsere Arbeit erst ermöglichen. Einige Personen, Unternehmerinnen und Unternehmen sind tatsächlich seit Jahrzehnten dabei. Das ist unglaublich, was diese Menschen als Spender leisten! Und sie haben unseren Dank richtig verdient.
Scherer Wir sagen aber auch vielen Dank für jede noch so kleine Spende! Denn nur gemeinsam können wir auch weiterhin Saarländerinnen und Saarländern in Notsituationen Hilfestellung leisten. Wir sind vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt und stellen Spendenbelege aus, allerdings erst ab 50 Euro, damit uns die Verwaltung nicht über den Kopf wächst.
Erhorn Ein dickes Dankeschön geht auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wohlfahrtsverbände wie Caritas, Diakonie, AWO, ZAM, PÄDSAK etc., die sich Tag für Tag bemühen, Bedürftigen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und auch bei der Antragstellung für „Hilf-Mit!“ helfen. Danke auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Kooperationspartner Elektro Meyer, Möbel Fundgrube und C&A, welche den durch „Hilf-Mit!“ Geförderten bei der Wahl des passenden Gerätes, Möbel- oder Kleidungsstücks behilflich sind. Diese Partner sind für uns sehr wichtig, sie arbeiten sehr eng und verantwortungsvoll mit uns zusammen. Sie bedenken uns in Teilen auch mit Spenden, was uns auch sehr dankbar sein lässt.
Scherer Besonderer Dank gebührt auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Saarbrücker Zeitung, die die Vereinsarbeit ehrenamtlich leisten.
Und schließlich darf der Ausblick nicht fehlen: Wie wird es mit „Hilf-Mit!“ der Saarbrücker Zeitung weitergehen?
Erhorn Es ist unser großer Wunsch, getreu unserem langjährigen Motto „Saarländer helfen Saarländern“, unsere Vereinsarbeit auch weiterhin erfolgreich auszuüben. Erfolgreich in dem Sinne, dass wir möglichst vielen unverschuldet in Not geratenen Mitmenschen, Familien und Einzelpersonen helfen. Ein besonderes Anliegen ist uns auch der Kampf gegen die Altersarmut. Das ist ein stilles, abgeschottetes Leiden – unbeobachtet und von staatlicher Seite auch schwer zu betreuen und zu beheben. Hier beobachten wir, dass ältere Bedürftige sich häufig scheuen, um Unterstützung zu bitten. Diese Scheu können wir verstehen, aber sie hilft eben nicht. Es ist keine Schande, unverschuldet zum Beispiel durch Krankheiten oder hoch problematische Familiensituationen in Not zu geraten. Das kann jeden von uns treffen und wir können dankbar sein, wenn dieser Kelch an uns vorüber geht. Ich ermutige alle Betroffenen, diese Hemmschwelle zu überwinden und „Hilf-Mit!“ zu kontaktieren.
Scherer Deshalb, liebe Leserinnen und Leser, bitten wir Sie um Ihre Mithilfe. Spenden Sie für „Hilf-Mit! Saarbrücker Zeitung e.V.“ und leisten Sie einen wertvollen Beitrag zur Linderung der Not in unserem schönen Saarland.
DAS INTERVIEW FÜHRTEN VOLKER FUCHS UND MATHIAS WINTERS.